Gegenüber in der Lobby

Man stelle sich folgendes vor. Eine Regierung eines Industriestaates, bestehend aus Ministern, die jeweils für verschiedene Ressorts zuständig sind. Vom Volk demokratisch gewählt und bezahlt, sind diese Minister dafür da, im Namen und zum Wohle des Volkes, der Millionen Menschen des Landes, zu handeln und zu entscheiden.

Das also als Szenario. Etwas naiv sicherlich, aber im Grunde richtig.

Da sitzt dann also so ein Minister in seinem schicken Büro und ministert so vor sich hin, da kommt ein Anruf. Von einem Vertreter eines großen Konzerns, der um einen Termin anfragt, um ein Anliegen vorzubringen. Obgleich der ministerielle Terminkalender recht voll ist, wird der Termin angenommen. Irgendwann, kurz danach, findet das Treffen statt und es erscheinen Vertreter des besagten Industrieunternehmens mit der Bitte, bei den nächsten Gesetzesvorhaben doch bitte das Wohl des von den Erschienenen vertretenen Konzerns zu berücksichtigen. Man würde sich auch großzügig zeigen, wenn dies oder jenes auf den Weg gebracht oder eben verhindert würde. Es ginge ja schließlich um viele Arbeitsplätze und das Wohl einflussreicher Investoren.

Da denkt der Minister dann, der sich sowieso für seine so wichtige Arbeit als ziemlich unterbezahlt einstuft, dass so ein kleiner Nebenverdienst doch ganz brauchbar sein könnte. Schließlich hat man ja auch Wünsche und man muss ja auch an die Familie und sowieso an später denken. Was ist, wenn man plötzlich unverdient abgewählt würde. Was dann? Dann lässt sich plötzlich das zweite Ferienhaus an der Cote d’Azur nicht mehr bezahlen. Und die Aussicht auf ein paar nette Geldgeschenke oder sogar für später einen lukrativen Aufsichtsratsposten in einem der führenden Unternehmen des Landes stimmt den Minister, angesichts der genannten nicht unerheblichen Risiken, dann doch schon etwas fröhlicher und entspannter.

Und so ein Gesetzesentwurf zugunsten des nun befreundeten Unternehmens dient ja auch dem Erhalt von Arbeitsplätzen und somit den Menschen im Land. Dem Volk. Also ist ja alles gut. Alle gewinnen. Win-Win!

Anhand dieser kleinen Geschichte ist es nur allzu veständlich, dass die Regierungspartei einen weiteren Vorstoß von Lobby Control ablehnt, entschiedener gegen Korruption in der Regierung vorzugehen. Wer entscheidet sich denn schon freiwillig gegen die eigene Zukunft, gegen das eigene Zusatzeinkommen. Was kümmern einen denn die Menschen im Land. Man kann es ja doch nicht allen Recht machen. Und außerdem muss man doch sehen wo man bleibt. Die Millionen da draußen? Können einen Mal!

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